IT-unterstützte Koordination lokaler Ressourcennetzwerke zur Entlastung pflegender Angehöriger im ländlichen Raum
In diesem Projekt werden Sorgegemeinschaften dabei unterstützt, die Situation von pflegenden Angehörigen in einer ländlichen Region zu verbessern. Das Projekt wird im Kinzigtal durchgeführt. Mit einer Durchführbarkeitsstudie untersucht das Projekt als erstes genau, welche Bedarfe und Voraussetzungen es vor Ort im Kinzigtal schon gibt und was davon schon genutzt werden kann. Pflegende Angehörige und Sorgegemeinschaften aus dem Kinzigtal und IT-Anbieter, die am Projekt teilnehmen, probieren mit den Wissenschaftlern auch interessante neue Technologien und spannende digitale Werkzeuge aus, die sich für das Projekt nutzen lassen oder die dafür noch weiterentwickelt werden sollten.
Förderzeitraum: 01.08.2022 – 31.07.2023
Projektpartner:
- Bayerisches Forschungszentrum Pflege Digital (Koordinator)
- Gesundes Kinzigtal GmbH
- Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation
- Hochschule Furtwangen / Institut Mensch, Technik und Teilhabe
Weitere Assoziierte/Beteiligte, u.a.:
- Caritas Ortsverband Kinzigtal
- Bürgergemeinschaft Fischerbach
Fördergeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Förderrichtlinie: Technologiegestützte Innovationen für Sorgegemeinschaften zur Verbesserung von Lebensqualität und Gesundheit informell Pflegender
Kurzbeschreibung
Welches Thema hat das Projekt? Und warum ist das Projekt wichtig?
Sorgegemeinschaften vor Ort bestehen aus professionellen Anbietern wie z.B. ambulanten Diensten, semiprofessionellen Anbietern wie z.B. Nachbarschaftshilfen sowie informellen Akteuren, z.B. aktiven Einzelpersonen, die sich ehrenamtlich als Helfer*in in der Pflege engagieren. Bisher werden solche lokalen Sorgegemeinschaften bei der Organisation und Koordination ihrer Angebote häufig alleingelassen. Vielfach sind sie vom Engagement einzelner Personen abhängig. Das macht es schwer, daneben auch die Möglichkeiten digitaler Technologien für die Weiterentwicklung der Angebote zu nutzen, ganz besonders auf dem Land. Es muss nicht jeder das Rad neu erfinden – aber es fehlt an geeigneter Unterstützung. Das Projekt entwickelt deshalb das Konzept einer regionalen Unterstützungsinfrastruktur für Sorgegemeinschaften, in der ein starkes Netzwerk die Fragen der Zusammenarbeit und des Technikeinsatzes gemeinsam angeht. Wenn die einzelnen Akteure der Sorgegemeinschaft eng und gut zusammenarbeiten und dabei auch noch von Technik unterstützt werden, können sie ihre Angebote zur Entlastung besser bündeln und sie für pflegende Angehörige und ihre wechselnden Bedarfe leichter verfügbar machen.
Welche Ziele hat das Projekt?
In diesem Projekt arbeiten Wissenschaftler deshalb gemeinsam mit pflegenden Angehörigen, mit Sorgegemeinschaften und mit Technikanbietern an einem neuen Versorgungsmodell, das speziell für ländliche Regionen gedacht ist. Mit neuen Formen der Koordination und Zusammenarbeit und der dazu passenden Technik sollen lokale Sorgegemeinschaften ihre Angebote gemeinsam anbieten und weiterentwickeln können. Das Modell soll die unterschiedlichen Entlastungsressourcen vor Ort sichtbar machen. Durch die gesteuerte Zusammenarbeit sollen die Entlastungsangebote, auch bei wechselnden Bedarfen der pflegenden Angehörigen, neu kombiniert werden können. Sie sollen besser zugänglich gemacht werden – auch mit Hilfe von digitaler Technik. Das betrifft ganz besonders die Frage, wie auch Netzwerke und Ressourcen besser genutzt werden können, die nicht von Profis oder großen Organisationen stammen. Damit stehen für pflegende Angehörige zum richtigen Zeitpunkt immer genau die Entlastungsmöglichkeiten zur Verfügung, die sie gerade brauchen – möglichst schon bevor die Belastung zu groß wird. Eine Koordinierungsstelle hilft den Angehörigen bei der Auswahl der richtigen Angebote. Die Angehörigen sollen aber auch direkt über eine technische Lösung Anfragen stellen und Leistungen direkt buchen können, z.B. über eine Plattform. Das ganze Modell soll dann auch zeigen, wie das auf dem Land am besten funktioniert.
Wo findet das Projekt statt?
Das Projekt wird im Kinzigtal durchgeführt. Das ist eine Region im Schwarzwald. Diese Region ist bekannt für die integrierte Pflege- und Gesundheitsversorgung dort. Viele Vereine und Organisationen, die dafür wichtig sind, arbeiten schon in einem Netzwerk eng zusammen. Die Gesundes Kinzigtal GmbH steuert und unterstützt große Teile dieses Netzwerks. Gesundes Kinzigtal und seine vielen Partner vor Ort haben deshalb viele gute Strukturen und Netzwerke im ganzen Kinzigtal, auf denen dieses Projekt aufbauen kann.
Was macht das Projekt genau?
Mit einer Durchführbarkeitsstudie untersucht das Projekt als erstes genau, welche Bedarfe und Voraussetzungen es vor Ort im Kinzigtal schon gibt und was davon schon genutzt werden kann. Pflegende Angehörige und Sorgegemeinschaften aus dem Kinzigtal und IT-Anbieter, die am Projekt teilnehmen, probieren mit den Wissenschaftlern auch interessante neue Technologien und spannende digitale Werkzeuge aus, die sich für das Projekt nutzen lassen oder die dafür noch weiterentwickelt werden sollten. Alle gemeinsam überlegen dann, wie passende Lösungen und Technologien für das Projekt im Kinzigtal aussehen und was sie können sollten. Überlegt wird auch, wie das in anderen Regionen genutzt werden könnte. Wir lassen uns dazu auch zu den ethischen, rechtlichen und sozialen Auswirkungen beraten. Zum Projekt gehört auch dazu, Vorschläge zu machen, wie sich Verbesserungen, die das Modell für pflegende Angehörige und für Sorgegemeinschaften hervorruft, erkennen und messen lassen. Gemeinsam wird auch ausprobiert, wie alle trotz Zeitnot und großen Pflegebelastungen am besten an dieser gemeinsamen Entwicklung beteiligt werden können. Dazu wird das Konzept der „entlastenden Beteiligung“ im Projekt weiterentwickelt. Das bedeutet, dass pflegende Angehörigen bereits in der Testphase Angebote der Sorgegemeinschaft wie z.B. ehrenamtliche Betreuungsdienste, ausprobieren und nutzen können, z.B. indem sie Technologien ausprobieren, die solche Angebote einfacher vermitteln.
Welche Vorteile hat das Projekt für pflegende Angehörige?
Zusammenfassend ergeben sich eine körperliche und psychische Entlastung für pflegende Angehörige durch folgende Punkte:
- Bessere Übersicht und leichterer Zugang zu den unterschiedlichen Angeboten der Sorgegemeinschaft;
- Passgenaue Entlastung (zeitlich und inhaltlich) durch eine Vernetzung innerhalb der Sorgegemeinschaft, die durch neue Computertechnologie unterstützt wird und einer Koordinierungsstelle, die dafür sorgt, dass in den Netzwerken und mit den Partnern vor Ort genau die Entlastungsangebote entstehen, die Pflegende gerade wirklich brauchen;
- Größere Angebotsvielfalt durch neue Angebote zur Entlastung und Prävention sowie den Einbezug von ehrenamtlichen Netzwerken;
- Gute Kommunikation und guter Informationsfluss zwischen allen Akteuren der Sorgegemeinschaft und auch den pflegenden Angehörigen
- Zeitgewinn durch eine erleichterte Organisation der Angebote.